Rezensionen - Akademischer
Maler Herbert Stepan
Stepan ist ein Stilformer von säkularer Bedeutung. Er steht als philosophisch fundierter Denker und Humanist zwischen den extremen Kunstaussagen der bewegungsinfiltrierten Moderne und den anerkannten großen Meistem der nahen Vergangenheit. Segantini, Hodler und Egger-Lienz seien genannt. Die Moderne, ein Enkelkind der italienischen Futuristen, die zur absoluten Abstraktion und zu allen folgenden Varianten im rasanten ich - betonten, grenzüberschreitenden Experiment im Anstoß gab, ringt heute um die Bewältigung der Sinnenwelt und aller Daseinsfragen. Stepan ist es in konsequenter Durchdenkung und Weiterentwicklung gelungen, das kaum zu Erfassende. das hinter den Erscheinungen der Dinge steht, gefühlsmäßig zu deuten und als optisches statisches Erlebnis in fein geglätteter, naturgetreuer Technik im gedampften Kolorit auf die Fläche zu bannen. Dieser geistige Prozess in allen seinen Bildern und Graphiken, in seinen Portraits, seinen Kinder- und Familiengemälden, in seinen gedanklichen Kompositionen, in seinen sinnvoll überfremdeten Pflanzenbildern und vor allem in seinen Frauenakten erreicht einen seltenen Grad meisterlicher Transparenz und fasziniert den Beschauer durch die ihm innewohnende intensive spezielle Note. Licht und Leuchten durchsonnt seine Gemälde und stelle sie trotz ihrer verantwortungsbewussten, exakten, dinghaften Realität auf eine höhere Daseinsebene begnadeter Geistigkeit. Professor Herbert Stepan hat in Form und Inhalt seinen eigenen, individuellen Stil geschaffen. Es begann vor Jahren mit fast düsteren Empfindungsbildern genrehaften Landschaften und Architekturen und brillanten Zeichnungen. Nach der Erschließung einer geistig orientierten Palette wandte sich der besinnliche Künstler dem Portrait und Bildnis zu, wobei symbolhafte Ergänzungen im Hintergrund. die Persönlichkeit der Portraitierten noch deutlicher machen. Philosophisches Denken führte zum Schicksalsgemälde und zu der Komposition eines zeitgenossischen Familienbildes auf der Basis einer positiven Weltsicht. Aktkompositionen verdeutlichen das Suchen nach der Sinnerklärung des Weiblichen in postulierter Klarheit. Letztlich ist und bleibt der Mensch und sein Umkreis das Ideal des nach Echtheit und Wahrhaftigkeit suchenden Künstlers. Die lebendige Farbe, geadelt durch die Demut des Wissenden, das Geistige, das alle beseelten Dinge dieser Welt erfüllt und das transzendente Mysterium im Zeichen des Lichtes sind die hochstrebenden Saulen der Kunst Herbert Stepans. Ihm verdanken wir im Rahmen der zeitgenossischen Kunst einen neuen zukunftverheißenden Stil, nämlich seinen “Spirituellen Realismus”. |
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Walther Maria Neuwirth (1986) |