Rezensionen - Akademischer Maler Herbert Stepan

 

Auf die Zeit vergessen

Kein Zweifel: Mariahilf ist ein guter Boden für Künstler. Es gibt kein Grätzel, in dem nicht ein erfolg- reicher Musiker, Maler, Schauspieler , Dichter oder Schriftstelleller wohnt. In der Millergasse 12 ist der akademische Maler Prof. Herbert Stepan zu Hause, dessen Großeltern schon in diesem Haus gewohnt haben. Prof. Stepan gehörte nie zu jener Art Künstler, die unbedingt große Showeffekte servierten, um in die Spalten der Zeitungen zu kommen. "Ich war schon in der Volksschule in der Stumpergasse, dann in der Realschule Marchettigasse immer ein guter Zeichner", erinnert sich der 73jährige Gum- pendorfer. 1936 besuchte er die Akademie der Bildenden Künste in Wien, schon 1941 wurde Prof. Stepan Mitglied des Wiener Künstlerhauses und war in diesem viele Jahre Vizepräsident und Aus- stellungsleiter. Als Einleitung zu einem Buch über seine Werke schreibt Peter Weninger*): "Vor Herbert Stepans Zeichnungen und Bilder wird man ruhig und nachdenklich. Eine friedliche Gelassenheit und Zuständlichkeit liegt wie eine gläserne Tafel über den Darstellungen, die dadurch seltsam gebannt erscheinen, dem realen Leben und seinen lauten Ansprüchen entrückt, hinausgeschoben in die stillere Art des Seins." Er selbst bezeichnet "die Bildnismalerei in erster Linie als geistige Tätigkeit". Der begeisterte Gumpendorfer will, dass das "innere Bild über das äußere hinauszuwachsen hat". Tatsächlich kann man sich in seinem Atelier in dem Alt-Wiener-Haus mit herrlichem Hof, Garten und Ausblick nicht satt genug an den Bildern des Professors - vor allem, aber nicht nur Portraits - sehen. Er selbst bezeichnet sich als Außenseiter in der Malerei. "Der Mensch ist in die Landschaft nicht nur einbezogen", sagt Prof. Stepan, "er ist unlöslicher Teil der Gesamtkomposition. Und so soll auch der Betrachter in das Bild einbezogen werden. Er soll sehen, erleben und auf die Zeit vergessen können." Der sympathische Gumpendorfer wurde mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die Ehrenmedaille der Stadt Wien und andere Auszeichnungen. Ein Mariahilfer mehr, auf die seine Mitbürger richtig stolz sein können. *) Peter Weninger: Herbert Stepan, Im Mariahilfer Bezirksblatt Nr., 1985 Bild und Graphik. Wien 1975.


  Fritz Fehringer (1985)
Herbert Stepan - Stimmen der Kritik