Rezensionen - Akademischer
Maler Herbert Stepan
,,Warum
soll ich der Unrast das Wort geben, wenn es mir gegeben ist, Rast in mir
selbst zu haben." So sagte der Maler Stepan vor kurzem zu mir, als
ich ihn fragte, wieso er keine problematischen Bilder male, da er doch,
wenn er nicht selbst malt, für solche, die den speziellen Zeitausdruck
tragen, so viel Interesse und Zeit verwendet. Diese Worte sind der Schlüssel
zu dem gesamten Schaffen dieses Malers und nur der wird ein Verhältnis
zu seinen Bildern bekommen, der sich Zeit nimmt und auf sie vergessen
kann, und nun in der Welt dieser Bilder zu wandern beginnt. Stille und
Ruhe ist fast überall, Traurigkeit wie Heiterkeit wechseln ab, aber
immer in Verhaltenheit und großem Ernst. Seine Sprache ist nahezu
nicht merkbar, man wird vergeblich die Handschrift seiner Bilder suchen,
aber man wird etwas finden, was sehr selten geworden ist, ein Stückchen
Seele. Und der Mensch, der selbst noch etwas davon besitzt, wird das beglückt
begreifen und ihm als Verwandten die Hand drücken. Der Ausdruck aller
seiner Bilder ist der einer geschlossenen Welt. Sie sind keine Naturnachahmungen,
trotz großer Naturnähe, sondern Erlebnisse mit Baum, Bach,
Haus und Mensch. Und zwar nicht Erlebnisse, die schreckhaft gespenstisch
sind, sondern wie sie der Mensch erlebt, der mit ruhiger Hand seine Arbeit
tut, dem das Herz pocht als Mensch unter Menschen, als höchstes Lebewesen,
ob gut oder böse, aber unter Himmel und Pflanzenwelt, unter Pferden,
Hunden und Vögeln. Wenn er auch als echter Maler die Linien und Massen
gegeneinander abwiegt, Farbklänge, seien sie auch noch so verhalten,
kontrapunktisch gegeneinander aufstellt, so bedingt doch der Inhalt stets
dieses Formen. Inhalt und Form müssen immer in Harmonie sein, sonst
geht ein Riss durch die Welt der Kunst. Wenn wir bei seinem Bild ,,Dämmerung"
(Mann ins Wasser schauend) das Treiben des Tages vergessen lernen, wird
uns der Apfelbaumzweig mit seinen Früchten Symbol eines geistigen
Geschenkes. Wenn im Bild ,,Das schwarze Pferd" der Beschauer zuerst
in eine graue trübe Welt tritt, so wird das schwarze Pferd zum Trost,
zum Zeichen des fraglosen Lebens. Und wenn im ,,Herbsttag" die Sonne
alles in unzählige Farben aufgliedert, so warnt die feine Spinnwebe
vor zu großer Sicherheit. Bei allen seinen Arbeiten ist nichts erfunden,
nichts erdacht, aber alles entdeckt, gefunden und mit großer Ehrfurcht
aufgehoben, sichtbar gemacht, was dem Menschen in seiner wertvollsten
Stunde zu eigen ist, Betrachten, Erfühlen, Denken darüber und
ja zu sagen, ja zu allem, wie es ist. Tag und Nacht sind in ständigem
Wechsel, Problematisches und Unproblematisches, und der Mensch steht zwischen
beiden und hat die Wahl, Künder, Mittler des einen oder anderen zu
sein. Herbert Stepan hat das seinem Wesen gemäße gewählt,
fragend, bejahend, beschaulich, gläubig durchs Leben zu gehen. Stepans
Sehnsucht gehört einer ganzen Welt und jedes Bild ist ein Stück
von dieser.“ |
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Prof. Rudolf Heinz Keppel (1955) |