Eröffnungsrede - Herbert Stepan - Wilhelm Kaufmann

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Herbert Stepan

Einführende Worte zur Ausstellung

Wilhelm KAUFMANN

Im Wiener Künstlerhaus 23.4 - 22.5.1955

Dem Augenblick Dauer zu geben, ist das brennende Verlangen des Malers, der die leuchtende, bunte, herrliche Welt mit vitalem Temperament in jedem Bild aufs neue an sich reißt, nie gestillt, sich am neu aufleuchtenden Motiv entzündet, in farbigem heftigen Stenogramm seine Empfindung und Begeisterung auf die Leinwand bannt. Mit allen Sinnen beteiligt, gibt er sich ganz. Losgelöst von der Linie, der Dynamik einer sinnlich glühenden Farbe hingegeben, nimmt der Maler aber kei- neswegs einen nur optischen Standpunkt ein, seine Schöpfungen sind mit Blut erfüllt, einem Kult des lebensvollen Schönen, dem Diesseits, der Stunde ergeben. Wohin er kommt, was er auch sieht, die trunkene Freude am Geschauten überträgt sich aufs Bild, in das kaleidoskopartig alles einbezogen wird, was ihm begegnet. Das Bild der Stadt mit seinem Menschengetriebe, auf den Straßen, in den Parks, mit seinem Lärm, seiner Buntheit und Grelle, aber oft auch die Versonnen- heit alter stiller Architekturen, getaucht in poetische Verklärung, oder das fremdartige Glühen süd- licher Landschaften, auf vielen Reisen geschaut, bewundert und erorbert. Italien, Südfrankreich, Paris schenken ihm reiche Ernten. Seine lebensvollen Portaits erscheinen wie unter dem unmittel- barsten ersten Eindruck des Gegenübers entstanden. Seelenhafte Charakterisierung und sinnen- hafte Ausstrahlung eines Menschen sind mit großer Erlebniskraft festgehalten. Seine Frauenpor- traits und Frauenakte sind eine lebensfrohe Huldigung für das Weibliche. Der schönen Welt ein brennendes Siegel aufzudrücken, im Aufflammen seiner Malerleidenschaft, schafft KAUFMANN, unbeschwert von tendenziöser Problematik seine Bilder von lebendiger Kühnheit, in denen Sonne, Licht und Farbe atmen.

Als Fünfzehnjähriger begann der 1895 geborene Wilhelm KAUFMANN bereits mit dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Professor Bacher war sein Lehrer. Nachdem er am ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, begann er freiberuflich seine Malerlaufbahn. Bald stellte er als Gast in der Secession aus, ebenso beschickte er Ausstellungen des Sonderbundes österrei- chischer Künstler (dem die Maler Faistauer, Kokoschka, Andersen, Kolig und Böckl angehörten), die auch in der Schweiz gezeigt wurden. KAUFMANN wurde dann Mitglied des Hagenbundes, dem er bis 1938 angehörte. Ab 1945 war er einige Jahre Mitglied der Secession und 1950 ernannte ihn das Wiener Künstlerhaus zum ordentlichen Mitglied. 1949 wurde KAUFMANN der Professo- rentitel verliehen. In vielen in- und ausländischen Ausstellungen (darunter die Ausstellung in Stock- holm 1948 mit einem Ankauf des schwedischen Königshauses, der österreichischen Ausstellung in London 1952) erwarb sich der Maler Preise und Anerkennung:...

 
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