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Herbert
Stepan
Einführende
Worte zur Ausstellung
Margarethe
WINTER
Im
Bezirksmuseum Döbling, Wien 3.-19.3.1989
Kunst
ist Mitteilung - sie ist es weit über alle Reflexion hinaus. Die
Bilder von Frau Margarethe WINTER erweisen eine seelische Gestimmheit
die den Dialog mit dem Betrachter ermöglicht. Ihre Kunst ermittelt
starke Gefühlsempfindungen. Sie ist vordergründig eine Mitteilung.
Sehr
geehrt Damen und Herren, auf Wunsch der Künstlerin will ich mir erlauben
einige Hinweise zu geben. Es ist mir eine Ehre , dies tun zu dürfen.
Ich tue ich es obwohl ich überzeugt bin, dass diese Bilder eindeutig
für sich selbst sprechen und kaum einer Erklärung bedürfen.
Mit meinen ersten Worten, dass Kunst Mitteilung ist, dass sie eine Botschaft
hat, wollte ich unterstreichen, dass Frau Margarethe WINTER´s Bilder
Erlebtes nacherlebbar machen, dass sie zum Schauen auffordern, zum Miterleben.
Die Ausstellung bringt eine große Zahl von Werken, von Bildern,
von denen jedes für sich gesehen und betrachtet sein will. Hier zählt
nicht nur das einzelne Werk als Resultat einer künstlerischen Auseinandersetzung
mit einem Thema, mit einem geistigen Motiv, hier wird auch der Weg sichtbar,
den die Künstlerin gegangen ist.
Ihr erster Lehrer war Prof. Rudolf Heinz Keppel, dem sie das Erkennen
ihrer Begabung verdankt und der ihr eine Richtung weisen konnte die ihrem
Wesen entsprach. Diesem Wesen getreu hat sie auch das Studium an der Akademie
der bildenden Künste in Wien absolviert und dieses Studium mit dem
Diplom der Meisterklasse im Jahre 1950 abgeschlossen.
Ihr Kunstschaffen ist nicht einseitig. Wir sehen hier nicht nur Landschaften,
Naturausschnitte oder Naturschilderungen pantheistischer Art. Wir sehen
auch eine imaginative Bilderwelt, die einem Ausdrucksbedürfnis entspricht,
das wie in Legenden, wie in Märchen auch das Schattenseitige, das
Fragende und Bestürzende im Leben des Menschen mit einbezieht, das
von großer Sensibilität Zeugnis gibt und auch betroffen machen
kann.
Betrachten wir die poesievollen Schilderungen des so geliebten Wienerwalds,
der Weinberge und Baumgruppen der näheren Umgebung Wiens oder Berglandschaften
oder die Motive aus Capri, so ist immer über den optischen Eindruck
hinweg, die malerische Auseinandersetzung mit dem Gesehenen und die Gestaltung
eines Erlebnisses vorherrschend.
Das Motiv ist nur Träger des Dialogs mit dem Betrachter.
Entscheidend ist, dass eine poetische Anschauung, eine poetische Wahrnehmung
der Welt, eine Wirklichkeit in Wahrheit verwandelt wird. In Überhöhung
des Geschauten wird eine neue Wirklichkeit geschaffen, wird Gesehenes
zum Geschauten.
Über dem intellektuellen Interesse steht stets die gefühlshafte
Anteilnahme. Innen und Außen ist nicht geschieden, Subjekt und Objekt
nicht getrennt.
Und so können subjektive Erlebnisse zu Allgemeingültigem werden.
Die Bilder können eigene Erfahrungen des Betrachters wachrufen, ihm
diese Erfahrungen in Erinnerung, ihm ins Gedächtnis zurück rufen.
Die Kompositionen der Künstlerin, die farbigen Monotypien, die schwarz-weiß
Graphiken erschließen sich dem Betrachter, wenn er aufgeht in der
Bewegung, in dem Rhythmus des Bildes. Er ist aufgefordert, gleichsam einen
wachgerufenen Traum weiter zu träumen.
Frau WINTER illustriert nicht, sie arbeitet nicht literarisch, sie moralisiert
nicht. Die Titel der Bilder sind nur Schlüssel zur Deutung emotioneller
Imagination.
Nur eine Arbeit sei erwähnt: “Das Kind”. An diesem -
aus einer Fülle herausgegriffenen Beispiel - mögen sie erkennen,
was und wie die Künstlerin es vermag, uns eine starke Gefühlsempfindung
ins Bewusstsein zu bringen. Das Bild ist durchwirkt von einer Logik anschaulicher
Art.
Ein Kunstwerk steht immer jenseits rationaler Fassbarkeit. Die Sprache
die Bilder sprechen - und Bilder sprechen zum Betrachter - ist nicht zu
übersetzen. Man sollte ein Kunstwerk nicht in Begriffe fassen wollen.
Kunst ist sicher kein Abzeichnen der Natur. Sie bringt eine innere Vorstellung
von der Natur und Schaffenskraft lässt diese Vorstellung Gestalt
werden.
Mein
Versuch heute sollte nur Hinweise bringen, sollte die Übereinstimmung
von Form und Inhalt der Bilderwelt Frau
WINTER´s aufzeigen.
Mein Wunsch: überlassen sie sich dem Zauber dieser Bilder.
Wir
danken dem Bezirksvorsteher Herrn Adolf Tiller, dass er diese Ausstellung
ermöglicht hat.
Frau Margarethe WINTER wünsche ich weiterhin Erfolg und Schaffenskraft.
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