Eröffnungsrede - Herbert Stepan - R. v. Zeileissen

Zurück zu den Eröffnungsreden von Herbert Stepan

 

Herbert Stepan

Einführende Worte zur Ausstellung

Rudolf von ZEILEISSEN (1897-1970)

In der Galerie 16, Wien 24.1.-17.2.1979

Herr Jesina - der Besitzer dieser schönen Galerie - hat mich gebeten, zur Eröffnung dieser Ausstellung einige Erläuterungen zu geben.
Nun bin ich zwar der Meinung, dass die Bilder dieses Malers eindeutig für sich selbst sprechen und keiner Erklärung bedürfen. Lassen Sie mich aber doch einige Hinweise geben.
Die Natur ist dem Maler ZEILEISSEN der Schauplatz farbiger Erlebnisse. ZEILEISSEN gehört zu jenen Malern die nach Motiven Ausschau halten. Er beobachtet, er fühlt sich ein, er wählt aus. Er identifiziert sich mit dem Motiv. Er gibt mit entschiedenem Wirklichkeitssinn und starker Erlebniskraft in seinen Bilder unwiederholbare Augenblickssituationen. Das Malerische ist die innere Ursache seines Schaffens.
ZEILEISSEN sieht die Wirklichkeit mit den Augen eines Künstlers, er sieht sie also mit gesteigerter Erlebniskraft. Die sichtbare Welt ist ihm eine unausschöpfliche Quelle. Ganz konzentriert auf die visuelle Erscheinung gibt er in seinen Bildern Stimmungen deren Flüchtigkeit durch malerische Andeutungen noch unterstrichen wird.
Frei von Reflexionen und von gedanklichen Problemen , bestimmt allein die formale und die malerische Qualität die Aussagekraft der Bilder. Und auch die Spannung zwischen dem beobachtenden Maler und dem Motiv ist es, die die Aussagekraft des Bildes bestimmt.
ZEILEISSEN´s Grundhaltung ist keineswegs revolutionär. Er ist mit seinen Bildern weit weg von jener Selbstherrlichkeit der Kunst, wie sie die Moderne heute fast überwiegend zeigt. Aber auch er verändert das Gesehene, hebt dieses oder jenes besonders hervor, auch er subjektiviert das Motiv. Seine Malerei ist eine der möglichen Begegnungen mit der Umwelt, eine Konfrontation mit Erscheinungen und Eindrücken. Er beschaut die Welt mit Vergnügen, er hat Freude an der schönen Natur, an schönen Plätzen, an geliebten Städten.
Mit Können und mit vornehmer Sicherheit - wer ZEILEISSEN gekannt hat, weiß, dass er eine vornehme Erscheinung war - schafft er seine vornehmen und feinsinnigen Aquarelle.
Aus der österreichischen Tradition kommend, belehrt von den französischen Impressionisten - ZEILEISSEN hat in Wien, München und Paris studiert - schafft der Künstler ästhetische Werte. Die Schönheit seiner Bilder kann den Betrachter beglücken und jeder Raum, der von einem Bild dieses Malers beherrscht wird, erhält ein individuelles , ein kultiviertes Gepräge.
Ich wünsche Ihnen Freude an dieser Ausstellung und Herrn Jesina wünsche ich Ihr Interesse.

 
Zurück zu den Eröffnungsreden von Herbert Stepan