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Herbert
Stepan
Einführende
Worte zur Ausstellung
Margarethe
WINTER
In
der Galerie Gumpendorf, Wien 26.5.1987
Eine
kleine Auswahl aus dem Schaffen der Malerin Frau Margarethe WINTER ist
hier in der Gumpendorfer Galerie zusammengetragen, um diese Bilder auch
in ihrem früheren Heimatbezirk vorzustellen. Frau WINTER hat mit
ihrem Gatten, Herrn General Winter 16 Jahre lang in der Sandwirtgasse
gewohnt und gelebt.
Frau WINTER hat die Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz
absolviert und hat das Studium im Jahr 1950 mit dem Diplom abgeschlossen.
Sie hat rastlos gearbeitet, an sich, an ihrer Technik. Sie hat ihre Möglichkeiten
erkannt und kann nun mit ihrem reichen Oeuvre gleichsam sagen: “So
sehe ich die Welt - so erlebe ich die Welt”.
Ja, all diese Bilder sind gestaltete Erlebnisse. Es sind seelische Erlebnisse,
die die Anschauung der Natur in der Künstlerin wachruft. Es ist kein
Abschreiben eines Eindrucks. Es ist ein Schauen. Ihre Wirklichkeit ist
dann eine neue Wirklichkeit und diese Wirklichkeit ist Poesie. Diese Poesie
ist seelisch bestimmt und hat eben von der Imagination her Ausdruck und
Überzeugungskraft.
Seit der letzten großen Ausstellung in Döbling - und früher
einige Male im Wiener Künstlerhaus - hat Frau WINTER im Formalen,
in ihrer künstlerischen Sprache noch mehr Festigkeit und Entschlossenheit
gefunden. Sie ist sich ihrer Mittel sicher geworden. Und diese formalen
Komponenten unterstützen die große Aussagekraft, die in dichtester
Sensibilität , den Betrachter verzaubern kann. Ihre Schönheit
ist nicht Beschönigung.
Der Blick auf Wien, auf die Weinberge und Weingärten sind nicht vorrangig
Motive, sie sind Lobpreisung der Schönheit dieser geliebten Umgebung.
Ihre Capri-Bilder zeugen von der großen Liebe zu dieser, von ihr
oft aufgesuchten Landschaft.
Und die Aquarelle aus Tirol, ihrer zweiten Wahlheimat, die grandiose,
gewaltige Bergwelt ist auch als Wunder der Schöpfung gesehen.
Die Faszination, das Staunen, die Bezauberung der Malerin vor dem Wunder
Natur ist der Inhalt der Bilder.
Ich brauche die Bilder nicht zu erklären. Ich brauche nur hinzuweisen
auf die Beweggründe dieses Schaffens.
Die Bilder bedürfen keines Kommentars, sie sprechen für sich
selbst. Und diese Sprache ist eine sehr eindringliche, sie kann uns verzaubern.
Der Beschauer braucht sich nur die Zeit zu nehmen, braucht nur die Bilder
auf sich wirken zu lassen.
Es ist immer meine große Bitte: wie bei der Musik, wo man oft lange
still hält und zuhört, so sollte man auch jedem Bild Zeit, viel
Zeit zur Betrachtung schenken. Man ist dann der Beschenkte.
Diese Bitte an die Betrachter möchte ich der Ausstellung der verehrten
Kollegin, Frau WINTER mitgeben, mit dem Wunsch zu einem schönen Erfolg.
Herrn Dir. Ob. Schulrat Petziczek möchte ich auch im Namen von Frau
WINTER herzlich für seine Bereitschaft danken, diesen Bildern eine
vorübergehende Heimstatt gegeben zu haben.
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