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Herbert
Stepan
Einführende
Worte zur Ausstellung
KARL
REISSBERGER
In
der AUTOFINA - Galerie 1.-31.12.1973
Die
Kunst hat und benützt ihre Möglichkeiten, unsere Erinnerungen
wachrufen. Eigene Gefühlserinnerungen sind es, eigene Erfahrungen
sind es, die uns das Kunstwerk ins Gedächtnis zurückbringen
kann. Angeregt durch ein Bild, durch ein Bild, das Erfühltes zu anschaulicher
Wirklichkeit hat werden lassen. Unter der Suggestion des Kunstwerks ist
der Betrachter aufgefordert, einen wachgerufenen Traum als eigenen weiter
zu träumen.
Karl REISSBERGER´s Bilder, seine farbigen Monotypien erweisen diese
seelische Gestimmtheit, die im Betrachter eigene Gefühlserinnerungen
wachzurufen vermag. Diese spontan gestalteten Bilder bezeugen, dass man
etwas verherrlichen kann, ohne es zu beschreiben. Es sind Analogien zu
Naturphänomenen, die, ohne ein Abbild der Natur zu sein, zu Veranschaulichungen
des Unbegrenzten werden. Wirkungsvoll suggerieren sie die Illusion von
Erlebnissen und vermögen Empfindungen gegenwärtig zu machen.
Der Inhalt liegt ja nicht in irgend einem Gegenstand der mit einem Namen
zu benennen wäre. Nur Umschreibungen können diesen Erlebniswerten
nahe kommen. Erlebniswerte, die, von rhythmisierten Farbmassen, von tonigen
Übergängen, von Linien hervorgerufen, zu Spannung oder zu Ruhe,
zu Disharmonie oder zu Harmonie werden können. Bildtitel wie “Weite”,
“Nebel”, ”Abendlicht”, “Sterbende Natur”
geben Andeutungen zu möglichen Assoziationen.
Aus seelischen Impulsen aufsteigend, erst im Gestaltungsprozess realisiert,
von einem ordnenden Geist aber beherrscht, gehen diese Werke über
das rein Ästhetische weit hinaus.
REISSBERGER´s Bilder sind Kunstäußerungen deren formale
Ausdrucksform an eine Verwandtschaft mit der Spontan-Malerei
(Actionpaiting) denken lässt. Während in der Spontan-Malerei
aber die geführte und nicht die führende Hand des Künstlers
wichtiger als jeder geistige Gestaltungswille erscheint, so sind REISSBERGER´s
Bilder - zwar auch spontane Hervorbringungen und künstlerische Aktion-
in ihrer Grundstimmung aber vom Seelischen bedingt und bewusst von einem
Ordnungswillen getragen. Wenn auch der Farbe Eigengesetzlichkeit zugestanden
wird und eine gewisse Automation der Gestaltung hervortritt, so ist doch
keine Willkür am Werk. Die Wirkung der Bilder verbleibt immer im
Bereich gefühlsmäßiger Einsichten, weil Reflexionen die
erforderliche Sphäre der Unmittelbarkeit zerstören würden.
Formale Vollendung aber kann das subjektive Erlebnis zu einem allgemein
gültigen werden lassen.
REISSBERGER hat mit seinen Monotypien die Bildsprache gefunden die seiner
sensiblen Erlebniskraft überzeugende Gestalt geben kann.
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