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Herbert
Stepan
Einführende
Worte zur Ausstellung
Franz
W L C E K
Im
Alten Rathaus in Wien 12.11.1973
Mit
jedem Bild die Welt vital und temperamentvoll an sich zu reißen,
dass ist das Verlangen des Malers Franz WLCEK.
Prof. Franz WLCEK ist - unbekümmert um alle Kunstrichtungen und mitten
in den widerspruchvollsten Strömungen der modernen Malerei - immer
seinen Weg gegangen und er geht diesen Weg mit größter Selbstverständlichkeit
weiter.
Ein schöner, sehr wertvoller Ausschnitt aus seinem Werk ist - dank
der Kunstfreudigkeit und der Patronanz des Bezirksvorstehers Herrn Ing.
Heinz - hier zusammengetragen und gibt uns einen aufschlussreichen Einblick
in das Schaffen dieses Malers.
Die Natur, immer die Natur ist diesem Maler der Schauplatz von farbigen
Erlebnissen. Was immer er auch sieht, wohin er auch kommt, was ihm auch
begegnet, alles Geschaute wird ihm zum Bild. Mit allen Sinnen beteiligt,
gestaltet er sein Bild und er lässt den Beschauer teilnehmen an seinem
faszinierenden Erlebnis, an einer unwiederholbaren Augenblickssituation.
Das einfachste Motiv wird in einen malerischen Rang erhoben. Ein Boot
am Ufer, eine Baumgruppe, eine Dorfstraße, ein verschneiter Hügel,
Häusergruppen - am kleinsten Motiv ebenso wie an großen Landschaftsausblicken
entzündet sich seine Begeisterung und diese Begeisterung überträt
sich auf das Bild.
WLCEK´s Bildkunst hat einen entschiedenen Wirklichkeitssinn, aber
er sieht die Wirklichkeit mit den Augen eines Künstlers, er sieht
sie also mit gesteigerter Erlebniskraft. Sein Bild ist immer ein Stück
greifbarer Realität. Die sichtbare Welt ist ihm eine unausschöpfliche
Quelle und - ganz konzentriert auf die visuelle Erscheinung, formuliert
er mit seinem Bild immer eine Augenblickssituation, deren Flüchtigkeit
durch malerische Andeutungen noch unterstrichen wird.
Aber das ist nun keine brave Welt des Abmalens oder des Abschilderns.
Nein, impulsiv bemächtigt sich ein Augenmensch seines Motivs - sei
es nun eine Landschaft, ein Stück Architektur, sei es eine Menschengestalt,
sei es eine Pflanze - und sein Motiv wird zu einem farbigen Organismus,
dessen Handschrift allein schon expressionistische Wesenszüge aufweist.
Es herrscht Lebendigkeit und Spannung.
Nicht das beobachtende Element ist allein ausschlaggebend, nein, ein eruptives
Mitteilungsbedürfnis - das frei von Reflexionen und gedanklichen
Problemen - bestimmt die formale Qualität und auch die Aussage des
Bildes.
Da ist kein diskretes Farbensemble gesucht, kein gepflegtes Handwerk gemeint
oder die Delikatesse eines malerischen Vortrags angestrebt - nein, spontan,
sogar manchmal hektisch, wird eine Situation mit kräftigen Farbstrichen
oft nur ganz knapp fixiert. Mit dem Risiko eines Fehlschlags sogar, wird
bewusst im Arbeitsprozess der Handschrift die vollste Bedeutung zuerkannt.
Sie, die Handschrift ist es, die die Struktur des Bildes bestimmt und
auch vordringlich zum Beschauer spricht, in einer eher skizzenhaften Interpretierung
des Vorwurfs. Die Farbe bleibt im Zusammenhang mit der natürlichen
Umwelt, ist impressionhaft im Auftrag, bleibt losgelöst von der Zeichnung,
wird aber subjektiv gesteigert und steigert mit ihrer Sinnlichkeit, in
eindeutiger Betonung des Malerischen, die Ausstrahlung der Bilder.
Das “Malerische” ist WLCEK eindeutig innere Ursache alles
künstlerischen Schaffens.
Seine Mentalität ist eins mit der Art seiner künstlerischen
Gestaltung, die oft auch aggressiv einer Besitznahme gleichkommt. Auch
das Grelle und Bunte ist ihm nicht fremd. Von des Künstlers unersättlicher,
eminent künstlerischen Neugierde legen die vielen, vielen kleinen
Zeichnungen hier ein beredtes Zeugnis ab. Menschengesichter, gleichsam
in heftigen Stenogrammen fest gebannt, Motive von Straßen und Plätzen,
von Häusern und Landschaften sind wie Tagebücher - “Erlebtes
Leben”.
Prof. Franz WLCEK ist langjähriges Mitglied des Wiener Künstlerhauses
und seine Werke sind uns allen aus vielen Ausstellungen sehr gut bekannt.
Auch ein Rundgang durch diese Ausstellung wird den Besuchern, den Freunden
seiner Kunst ganz sicher reiche Erlebnisse vermitteln und Freude machen
können.
Der Maler WLCEK zeigt uns hier eine reiche Ernte.
Möchte er noch viele Ernten einbringen - das ist unser Wunsch zu
seiner Ausstellung.
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