Eröffnungsrede - Herbert Stepan - B.Stefferl

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Herbert Stepan

Zur Gedächtnisausstellung

BARTHOLOMÄUS STEFFERL

Im Wiener Künstlerhaus 12.1. - 4.2.1973

Der Maler und Graphiker Prof. Bartholomäus STEFFERL ist am 12.2.1966 im 76. Lebensjahr gestorben.
Die Ausstellung, die wir heute zum ehrenden Gedächtnis von Prof. Stefferl eröffnen, bedeutet für uns eine schöne Wiederbegegnung mit seinem Werk. Sieben Jahre nach seinem Tode erweisen diese Bildschöpfungen mit denen Stefferl zu Lebzeiten schon volle Würdigung und Anerkennung gefunden hat, dass sie weiterhin ihre großartige Lebendigkeit und ihre Wirksamkeit auch heute behalten haben, ja wir empfinden besonders bei seinen letzten Arbeiten eine Aktualität die überrascht. Stefferl suchte nie seinen Ausgangspunkt in einer objektiven oder optischen Erscheinungswelt. Nein, er wollte seine Träume, seine Wünsche, seine Ängste und Phantasien gestalten. Nicht die objektive Beschreibung war sein Ziel, er wollte Gedanken und gedankliche Zusammenhänge anschaulich machen. Als symbolistischer Künstler suchte er eine Idee in eine Form zu bringen und Form und Technik waren ihm Medium des Ausdrucks. In verwandter Seelenstimmung mit den Symbolisten gestaltete er Allegorien vom Naturgeschehen, vom Menschenleben, von Not, vom Krieg und vom Tod. Es sind pessimistische Paraphrasen meist tragischer Themen. So schaffte er viele Zyklen illusterer Arbeiten.
In seiner letzten Periode aber sind Stefferls Bilder rein visionär, sie sind ohne jede illustrative Absicht. Die farbigen Graphiken der letzten Jahre bringen unbegreifliche Erscheinungen und wunderliche Gestalten. In einem Wirrwar von Köpfen, Pflanzen, Tieren und Gebäuden sind sie Schreckbilder aus Träumen. Revue makabre - Atomos der Drache - rote Sonne über Sumpf - Dämonenköpfe - heißen die Titel der Bilder.
Seine Bilder suggerieren etwas, sie definieren nicht, sie wollen auch nicht präzisieren, nicht erklären. Sie versetzen uns in eine Welt des Unbestimmten, des Visionären. Sie sind zu einer Gegenwirklichkeit umgeformt. In magischen Farben verbildlichen traum-alogische Gestalten Alpträume. Sie sind unheimliche Figurationen aus dem Unterbewussten.
Erklären lassen sich die Bilder nicht. Dem nachempfindenden Betrachter aber überträgt sich der Gehalt der Bilder, sie machen ein subjektives Erlebnis möglich.
Eine kleiner Ausschnitt aus Stefferls Bildschaffen ist es nur, den wir hier bringen können, aber wir erkennen, dass Stefferls Kunst durchaus ein wesentlicher Beitrag zur Gegenwartskunst ist.

 
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